Hast du heute schon gegähnt? 🥱 Ich konnte heute live mitverfolgen, was das Gähnen mit meinem Nervensystem und meinem Herzschlag machte. Das fand ich so spannend, dass ich es mit dir teilen möchte!
Seit ein paar Wochen messe ich nun jeden Morgen meine Herzratenvariabilität (HRV). Anhand dieser lässt sich ablesen, wie fähig das Nervensystem zur Regulation ist – also, wie schnell der Parasympathikus den Herzschlag beruhigen kann.
Während ich gemessen habe, musste ich mehrfach gähnen. Dabei passierte Folgendes:
- Während des tiefen Einatmens schnellte mein Herzschlag von zuvor um die 70 Schläge pro Minute (bpm) auf 88 bpm hoch.
- Und sank dann abrupt auf um die 60 bpm ab und fand dort sein neues Normal.
Hier kannst du den Moment sehen:
So effektiv ist ein einmaliges Gähnen?! Das hat mich ganz schön überrascht. Da mein Ruhepuls normalerweise bei um die 60 bpm liegt, waren 70 bpm für mich ungewöhnlich hoch und ließen auf eine erhöhte sympathische Aktivität schließen. Sprich ich war etwas angespannt.
Gähnen als parasympathische Antwort auf Stress
Mir war bereits bewusst, dass Gähnen ein Ausdruck parasympathischer Aktivität ist. Ich erlebe es an mir und in der Nervensystemarbeit mit Klient*innen immer wieder: Verweilen wir mit innerlich herausforderndem Erleben und beginnen ausgiebig zu Gähnen, ist das ein gutes Zeichen, über das ich mich immer wieder freue.
Denn es bedeutet, dass das autonome Nervensystem seinen Job macht und beginnt, auf Stress zu antworten. In einem Zustand sympathischer Aktivierung setzt der Parasympathikus ein und sorgt für eine Entladung von überschüssiger Energie – eine Regulation des Nervensystems findet statt.
In der Polyvagaltheorie bezeichnet man dies auch als ‘Vagusbremse’, da der Vagusnerv aktiv dabei hilft, die Sympathikusaktivität zu bremsen und den Körper wieder in einen entspannteren Zustand zu bringen.
Neurogenes Zittern
Wenn du genau hinspürst, kannst du beim Gähnen außerdem ein ganz leichtes Vibrieren oder Zittern der Muskulatur wahrnehmen. Dies ist das sog. neurogene Zittern; ein ganz natürlicher Prozess bei allen Säugetieren, bei dem durch Muskelkontraktion überschüssige Energie entladen wird. Das konnte ich z.B. auch gut bei meiner Katze beobachten, als sie sich gerade streckte und dabei ein wenig zitterte. 🐈
O2/CO2-Gleichgewicht
Gleichzeitig erhöht das Gähnen kurzfristig die Sauerstoffaufnahme und verbessert die Durchblutung im Gehirn, indem das Gleichgewicht von O2 und CO2 wieder hergestellt wird.
Das tiefe Einatmen dehnt die Lungen, richtet eingefallene Lungenbläschen wieder auf und aktiviert Barorezeptoren (Drucksensoren) im Herzen und den Blutgefäßen, die wiederum Signale an das Gehirn senden, um den Herzschlag zu regulieren.
Faszinierend, oder? 👀
Beobachte dein Gähnen!
Beobachte dein Gähnen das nächste Mal bewusst und spüre, was in deinem Körper passiert! Kannst du wahrnehmen, wie deine Muskulatur ein wenig zittert und etwas Anspannung abfällt? Vielleicht kannst du ja sogar spüren, dass dein Herz danach ruhiger wird.
Es gibt übrigens noch viele weitere Wege, wie dein Nervensystem sich ganz natürlich selbst reguliert: Z.B. ein doppeltes Einatmen gefolgt von einem Ausatmen wie beim Physiologischen Seufzer, ein kurzes Schütteln, Schlucken, ein tiefer Atemzug, ein subtiles heiß-kalt werden uvm.
Was sind die Wege der Regulation, die für deinen Körper am besten funktionieren? Schreibe mir gern: letme@feelthatshift.de